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Ines Hefter Yoga: Einfach machen!

Gleich loslegen, wenn es sich richtig anfühlt: Nach diesem Motto entwickelt sich Ines Hefter aus Halle (Saale) immer weiter. Dabei war ihr Start in die Yoga-Welt nicht ganz schmerzfrei.  

Halle. Es war der 16. März 2020. Die Corona-Pandemie nahm in Deutschland gerade zum ersten Mal Fahrt auf, Gastronomie, Einzelhandel und Sportstudios mussten schließen. Während andere noch unter Schock standen, entschied Yoga-Lehrerin Ines Hefter aus Halle (Saale): Ich mache online weiter.  

„Ich habe direkt an Tag eins des Lockdowns einen Newsletter mit Terminen für Internet-Kurse an alle Teilnehmerinnen aufgesetzt, die jemals bei mir Yoga gemacht haben“, sagt Ines. Ein wenig Erfahrung mit dem Video-Chat-Service Zoom hatte die 42-Jährige bereits. Sie nahm ihren Laptop und legte auf Spendenbasis einfach los. Nun, ein Jahr später, ist sie wieder online: Ihr Yogakurs für Frauen und Schwangere ist so beliebt, dass sie Wartelisten bräuchte, sollte der Kurs wieder in Präsenz stattfindet.


Am Anfang ging die Vorwärtsbeuge nur bis zum Knie 

Dass sie einmal Yogalehrerin sein würde, war lange nicht abzusehen. „Ich war früher extrem ungelenkig. Ganz schlimm steif. Bei der Vorwärtsbeuge kam ich nicht mal bis zum Knie“, sagt Ines und lacht. In einem ersten Yoga-Versuch verstaucht sie sich vor Jahren den Fuß. „Da dachte ich, das ist nichts für mich.“ Doch es sollte alles anders kommen.  

Ines hat Landschaftsplanung und Naturschutz studiert und auch zehn Jahre in diesem Bereich gearbeitet. „Dass dieser Beruf nicht das Richtige für mich ist, ahnte ich schon lange. Doch erst mit der Geburt meiner ersten Tochter war ich mich auch sicher: Ich will etwas anderes machen.“ 

Das Bedürfnis, mehr mit Menschen in Kontakt zu kommen, war stark. Konkrete Pläne hatte die junge Mutter aber keine. Sie beginnt zu suchen, probiert sich aus. Parallel zum Job macht sie Weiterbildungen. Erst Kindertanz, dann Kinderyoga. „Da habe ich gemerkt, es gibt noch viele andere Wege. Mehr Leichtigkeit im Leben ist möglich“, sagt Ines. Im Kindergarten ihrer Tochter bietet sie einmal in der Woche kostenlos Kinderyoga an. Und sie fasst einen Entschluss: Du machst jetzt eine Yoga-Ausbildung. „Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht. Schon eine Woche später war ich angemeldet und dabei.“

„Man kann immer noch dazulernen. Am Anfang wollte ich nur Yoga machen, heute schneide ich sogar meine eigenen Videos.“ — Ines Hefter

Zweites Kind nimmt die Angst vor Schwangeren-Yoga 

Die Ausbildung zur Yogalehrerin bezeichnet Ines als Segen. Parallel dazu gibt sie erste Kurse für Frauen. „Ich wusste von Anfang an: Das ist es, was ich möchte und was mir guttut“, sagt sie. „Damals war ich allerdings noch überzeugt, dass ich nie Schwangeren-Yoga unterrichten würde.“ Zu groß sei die Angst gewesen, etwas falsch zu machen. Dann erwartet Ines ihr zweites Kind.  

Sie geht autodidaktisch vor, experimentiert und findet heraus, was „total krass“ und was schön ist. Wieder beginnt sie sofort mit der Umsetzung. Zu dem Zeitpunkt noch neben dem Job, um finanziell abgesichert zu sein. Hauptberuflich selbstständig macht sich Ines erst 2016. Da hat sie bereits fünf Jahre im Feierabend als Yogalehrerin gearbeitet.   

„Nach der Elternzeit mit meinem dritten Kind war ich ein Jahr arbeitslos und habe mich dann mit meiner Familie für die Selbstständigkeit entschieden“, sagt Ines. Ein Grund: Planlosigkeit. „Ich wusste gar nicht genau, worauf ich mich bewerben sollte. Ich wollte nicht zurück in meinen alten Beruf und ich wollte für meine Kinder da sein, nur das war klar.“

Selbstständigkeit beginnt mit Coaching, Beratung und jeder Menge Infos 

Bei der Agentur für Arbeit findet Ines Unterstützung. Sie bekommt nicht nur den Gründungszuschuss, sondern auch ein Coaching bei einem Existenzgründungsinstitut. „Wir sind meinen Businessplan durchgegangen, meine Beraterin hat die Wirtschaftlichkeit geprüft und mir noch den Tipp gegeben, mich auch an die BPC Unternehmerinnen Akademie in Halle zu wenden.“ Außerdem nimmt sie an der ego.-WISSEN – Existenzgründerqualifizierung teil, einem Kurs für junge Selbstständige. „Damals habe ich mir gesagt: Ich nehme alle Infos, die ich kriegen kann. Ich hatte extrem viele Fragen, insbesondere zu den Themen Finanzen und Steuern.“  

Ines fängt klein an. Gibt in Hebammen-Praxen Kurse für ein bis drei Teilnehmerinnen und erlaubt sich, langsam zu wachsen – auch aus Angst, nicht genug Zeit für ihre Töchter zu haben. Sie sagt: „Ohne den Rückhalt meines Partners wäre der Start so nicht möglich gewesen.“ An Vertrauen in sich und ihr Unternehmen mangelt es jedoch nie. Sie verteilt Flyer. Ihr Angebot spricht sich herum und begeistert immer mehr Frauen. Doch erst die Corona-Krise gibt der Gründerin den nötigen „Tritt in den Hintern“.


Pandemie inspiriert zu neuem Kursangebot 

„Durch die Pandemie ist mir noch klarer geworden, was ich will“, sagt Ines. „Ich möchte Schwangere richtig auf die Geburt vorbereiten.“ Sie findet: Gerade jetzt brauchen werdende Mütter mehr Support. Geburten mit Maske oder ohne Partner seien kein guter Start für ein Leben. Deshalb hat Ines ein eigenes Kursangebot konzipiert, mit dem sie Schwangeren helfen möchte, Ängste loszulassen und sich mental stark zu machen. „Yoga, Meditation und mentale Techniken sind ganz wunderbare Mittel, man muss es aber regelmäßig machen.“ Ein tägliches Mailing mit Erklärungen und Übungsanleitungen per Video sowie Arbeitsblätter zur Selbstreflexion stehen auf dem Programm. Zusätzlich gibt es regelmäßige Live-Treffen per Video-Chat. Die Premiere lief gut. Alle Teilnehmerinnen sind dabeigeblieben und haben „für sich rausgezogen, was ihnen guttut, um in ihre Kraft zu kommen“.  

Eine Erfahrung, die Ines durch Yoga selbst gemacht hat. Yoga half ihr, Blockaden zu lösen und sich besser zu fühlen. Ein Effekt, den mittlerweile auch mehrere wissenschaftliche Studien nachgewiesen haben. Ihren Körper noch mal ganz anders kennengelernt hat sie durch eine Yoga-Therapie-Ausbildung, die von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt gefördert wurde. „Ich kenne jetzt nahezu jeden Muskel, jedes Gelenk und weiß, mit welcher Übung man sie unterstützen kann.“ 


Rückkehr zum 9-bis-5-Job ausgeschlossen 

Schmerzende Schultern, drückende Rücken, platte Füße oder steife Nacken haben seither keine Chance mehr. „Es ist toll zu sehen, wenn sich bei meinen Klientinnen etwas löst. Am deutlichsten wird das natürlich in den Einzelstunden“, sagt Ines. „Das sind tolle Momente, weil ich dann miterleben kann, was ich an mir selber erlebt habe: Es funktioniert.“   

In der Selbstständigkeit sei die persönliche Weiterentwicklung notwendiger, aber die Chancen dazu auch größer. „Es geht immer weiter, man kann immer noch dazulernen. Am Anfang wollte ich nur Yoga machen, heute schneide ich sogar meine eigenen Videos.“ Ein Zurück in einen 9-bis-5-Job ist für Ines mittlerweile keine Option mehr: „Ich kann wirklich das machen, was ich möchte. Alle Entscheidungen in Bezug auf meine Arbeit selbst treffen zu müssen, ist natürlich auch eine Anstrengung, aber ich könnte es mir nicht mehr anders vorstellen.“ 
 


Veröffentlicht am 28. April 2021

Autorin: Anne Breitsprecher
Fotografin: Carolin Krekow