Zwei Jahre, vier Durchgänge und Unterstützung für über 35 Tech-Startups aus Sachsen-Anhalt, so die Zwischenbilanz des Weinberg Campus Accelerators im Juni 2022. Im Innovation Hub des Weinberg Campus in Halle (Saale) bekamen die Teilnehmer*innen des Beschleunigungsprogramms am Dienstag eine Bühne und die Gelegenheit, sich mit Unternehmer*innen auszutauschen.
Innovationen im Scheinwerferlicht
Im Scheinwerferlicht präsentierten sich Teams aus allen durchgeführten Batches sowie Startups, die ganz individuell durch das Accelerator-Team betreut wurden. Einblick in ihr Geschäftsmodell gab unter anderem Tobias Hedtke aus dem Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS um das Gründungsprojekt matriheal. Sein Team macht durch ein einzigartiges Extraktionsverfahren das Protein Elastin im industriellen Maßstab als Basis für medizinische und kosmetische Anwendungen nutzbar.
Patricia Holm pitchte die Idee hinter IdentMe. Das am Technologiepark Weinberg Campus ansässige Startup hat sich auf molekularbiologische Analysen von Umwelt-DNA spezialisiert, um geschützte Arten sicher bestimmen und identifizieren zu können. Außerdem präsentierten sich mit BIOOND, ProMin, SAMPOCHEM sowie SURAG Medical noch vier weitere Startups in unterschiedlichen Technologiefeldern aus dem Bundesland.
Von Unternehmer*innen zu Unternehmer*innen
Während die Startups sich in ihren vierminütigen Pitches vor allem auf bisher erreichte Meilensteine konzentrierten, teilten die Keynote-Speaker*innen des Abends neben ihren Gründungsgeschichten auch die Erfahrungen mit Hürden. So mahnte Nadine Schmieder-Galfe von DyNAbind und Zellmechanik Dresden zur kaufmännischen Vorsicht und erläuterte die Vor- und Nachteile von Bootstrapping im Vergleich zur Finanzierung via Venture-Capital. Katja Richter, Gründerin der Heppe Medical Chitosan GmbH, riet allen Gründer*innen dazu, sich bei ihrem Geschäftsmodell zu fokussieren. Ein weiterer Tipp: „Man sollte Spaß haben und Durchhaltevermögen mitbringen.“ Dass auch ein Verkauf an einen Konzern eine Perspektive für Startups sein kann, davon berichtete Dr. Christian Reinsch als Director der BioNTech Delivery Technologies GmbH.
Ein volles Programm, das den Einstieg in die anschließenden Gespräche unter den Sonnenschirmen des Innovation Hubs erleichterte. „Wir sind froh, dass wir unseren Startups nach zwei Jahren Corona-Pandemie eine Möglichkeit des direkten Austausches und der Präsentation bieten können“, sagte Karsten Andrae, Leiter des Weinberg Campus Accelerators. „Neben zielgerichteten Workshops und Mentorings ist das Netzwerk des Technologiepark Weinberg Campus der große Mehrwert für junge Teams, die in den Markt kommen wollen.“
Spannende Ausblicke
Die branchen- und marktorientierte Vorgehensweise mit Fokus auf Startups aus den Bereichen Biomedical Life Sciences (Biotech, Pharma, Health) sowie Bioökonomie, Greentech und Materialwissenschaft (Green Economy) ist für Andrae die richtige Entscheidung. „Es handelt sich in diesen Feldern sehr selten um klassische B2C-Geschäftsmodelle, und die dazugehörigen Märkte sind teils hochkomplex. Die Entwicklung der Produkte oder Dienstleistungen braucht viel Geld, Zeit und Knowhow. Zusätzlich haben die Gründer oftmals einen wissenschaftlichen und keinen unternehmerischen Hintergrund“, so der Startup-Coach. „Die Unterstützung kommt an und der Technologiepark hat die Expertise, die richtigen Partner und Kontakte für Gründungen in genau diesen Branchen.“
Das Accelerator-Programm wird zukünftig noch weiter ausgebaut und das Netzwerk durch Branchen-Cluster vergrößert sowie Angebote für die Unterstützung vieler weiterer Startups umgesetzt. Der Ausblick bleibt damit mindestens so spannend wie der Abend selbst.
Fotos: Thomas Meinicke