Während sein Forst- und Bildungsservice Dienstleistungen von der Holzernte über Pflanzungen und Problembaumfällungen bis zur Jagd anbietet, wird das geschlagene Holz im HIZ vermarktet und verkauft. Zur Zielgruppe gehören alle, die Wald besitzen und alle, die Holz verarbeiten.
„Das Land Sachsen-Anhalt ist für den Forst- und Bildungsservice aktuell einer unserer größten Auftraggeber mit ungefähr 70 Prozent des Umsatzes“, sagt Christian. „Der Rest entfällt auf viele kleinere Privatwaldbesitzer oder Kommunen im Umkreis von 100 Kilometern. Wir machen aber zum Beispiel auch Gleis-Pflege für die Deutsche Bahn oder räumen verwucherte Flächen, auf denen gebaut werden soll.“ Es läuft gut und es gibt Luft nach oben. Christians Ziel: „Mitteldeutschlands größtes Forstunternehmen zu werden, wäre schon super.“ Wenn er es laut ausspricht, muss er noch lachen. Doch der Wille ist da.
Alles eine Frage der Wurzeln
Dass Christian einmal zum Gründer werden und in die Forstwirtschaft gehen würde, war vor seiner Lehre zum biologisch-technischen Assistenten in Weißenfels allerdings nicht zu ahnen. In der Ausbildung lernte er dann seine Frau kennen, die ursprünglich aus der Nähe von Wolferstedt kommt. Häufig besuchten die beiden die Familie und den Freundeskreis in der alten Heimat. Die Jagd und der Wald gehörten dort ganz selbstverständlich dazu. Christians Interesse war geweckt.
Als er sich nach der Bundeswehr beruflich weiterentwickeln wollte, entschied er sich für ein Studium der Forstwirtschaft in Eberswalde. Seine Frau studierte zu der Zeit Biotechnik in Berlin. Beide bekamen im Anschluss einen Job in der Großstadt, doch spätestens mit dem ersten von heute vier Kindern war endgültig klar: Wenn sie Wurzeln schlagen, dann in Mansfeld-Südharz.
Gescheiterte Übernahme führt zum eigenen Betrieb
Eine Stelle in einem Landesforstbetrieb zu bekommen, sei vor zehn Jahren unmöglich gewesen, sagt Christian. Also setzte er alles daran, sich seinen Job selbst zu schaffen. „Ich hatte damals die Chance, ein ähnliches Unternehmen, wie wir es heute sind, zu übernehmen. Das war eigentlich das große Ziel“, so der Förster. Der Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit war bereits genehmigt, doch der Deal platzte. „Nach einem halben Jahr Verhandlung hat der Senior-Unternehmer einen Rückzieher gemacht und ich stand quasi vor den Scherben der Gründung.“
Doch Christian gab nicht auf und eröffnete kurzerhand sein eigenes Ingenieurbüro für Waldbetreuung. Die Stadt Querfurt gehörte zu seinen ersten Kund*innen. Er unterstützte Revierleiter*innen bei der Vorbereitung der Holzernte, doch die Aufträge genügten nicht, um sich davon finanzieren zu können. Ein Jahr nach der Gründung hörte er zufällig vom Holzimpulszentrum (HIZ), damals noch ein gefördertes Projekt der Hochschule Rosenheim.
Dort suchte man dringend Leute, um eine neue Institution und das erste regionale Kompetenzzentrum für die Holzbranche in Sachsen-Anhalt aufzubauen.
„Entscheidungen selbst treffen zu müssen, stellte sich für mich als das Beste überhaupt heraus.“ — Christian Schiffner
Ein Anfang, zwei Jobs
Zu den Projektzielen gehörte unter anderem die Koordinierung von Forschung und Entwicklung im Bereich Forst, Holzbau und -technik. Aber auch Dienstleistungen wie Produktentwicklung, holztechnologische und betriebswirtschaftliche Beratung sowie Marketing sollten angeboten werden. „Auf einmal hatte ich einen Arbeitsvertrag. Das war für mich die Rettung“, sagt Christian. „Ich habe 30 Stunden bei der Hochschule gearbeitet und war nebenbei immer noch selbstständig. Das ließ sich gut vereinbaren.“
Die Anfänge des HIZ seien noch „zum Haareraufen“ gewesen: Das Ausfüllen der Fördermittelanträge langwierig, die Vorfinanzierung der zum Teil hohen Beträge kompliziert. Und doch sieht der Unternehmer in dem Projekt eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung zum Betrieb. „Mit den Projektgeldern hatten wir die Möglichkeit, Personal zu finanzieren“, sagt Christian. „So konnten wir wieder einen Sprung machen.“
Das Team als Erfolgsfaktor
Heute ist Christian Geschäftsführer und Mitgesellschafter des HIZ. Eine Schlüsselerkenntnis für ihn: Alles steht und fällt mit den Mitarbeitenden, und die hat Christian für beide Unternehmen ausschließlich in der Region gefunden. Auf sein junges, motiviertes Team ist er sichtlich stolz. „Wir haben es geschafft, ein gutes Klima zu erreichen, in dem sich die Leute wohlfühlen.“ Gerade als noch junge private Firma müsse er den umkämpften Fachkräften mehr anbieten als etabliertere Unternehmen.
Was ihm in den ersten Jahren seiner Selbstständigkeit geholfen hat, war das Netzwerk der Wirtschaftsjunioren Mansfeld-Südharz. „Das ist eine coole Sache, um sich Informationen und Rat zu holen“, sagt Christian. „Man kommt mit gleichaltrigen Unternehmern aus anderen Bereichen ins Gespräch, erfährt wie dort Probleme gelöst und welche Erfahrungen sie zum Beispiel mit Banken gemacht haben.“
Wertanlage: Maschinenpark
Finanziell sei er als Gründer schon oft durch das „Tal der Tränen“ gegangen. „Wenn man ehrlich ist, haben wir noch keinen Euro irgendwo verdient. Wir haben immer alles wieder investiert“, sagt Christian. Vor allem in neue Holzerntemaschinen, die weniger reparaturanfällig und wertbeständiger sind als die gebrauchten der Anfangsjahre. Dass es für diese Fälle Spezial-Finanzierungen gibt, mit denen sogar junge Firmen schnell und unkompliziert 500.000 Euro bekommen, war eine positive Erfahrung im Gründungsprozess.
Modernes Büro statt Forsthaus Falkenau
Christian selbst ist nur noch selten im Wald. Auch in einem Forstbetrieb spielt sich der Alltag des Unternehmers hauptsächlich vor dem Computer im modern eingerichteten Büro ab. Dort entwickelt er auch digitale Ideen für die Zukunft seiner Branche. Eines der Projekte, die er mithilfe einer Landesförderung realisieren konnte, ist das Portal „Wald verbindet“.
„Unser Ziel ist die bundesweite Vernetzung von Wald-Besitzern mit einer Fach-Community aus Förstern und Institutionen“, sagt Christian. Um noch mehr Nutzer*innen für das Netzwerk zu begeistern, werde im nächsten Schritt ein Shop-Bereich integriert, in dem Waldbegeisterte zum Beispiel Erlebnisgutscheine kaufen können, etwa für einen Tag auf dem Harvester beim Holzernten.
Forsthaus-Falkenau-Flair war jedenfalls gestern, das macht Christian immer wieder deutlich. „Vor dem Studium hatte ich wie so viele ein falsches Bild von der Forstwirtschaft“, so der Unternehmer. „Medial wird oft vermittelt, dass man als Förster mit seinem Hund durch den Wald fährt, sich Bäume anguckt und ab und an ein Reh durch ein Fernglas sieht. Davon sind wir mittlerweile weit entfernt.“ Forstwirtschaft sei ein knallhartes Geschäft. Doch er habe schnell dazugelernt und festgestellt, dass es für ihn „genau der Volltreffer“ sei.
Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer
Wie viel Wald wächst pro Jahr? Wie viel Holz darf wie geerntet werden, um sowohl den Erholungs- und Lebensraum als auch den Wirtschaftszweig und den wichtigsten Motor im Klimaschutz zu erhalten? Das sind Fragen, die im Zentrum von Christians Arbeit stehen. Kein Wunder, dass der Begriff Nachhaltigkeit erstmals im Zusammenhang mit Holzbau verwendet wurde – und das bereits 1713 im benachbarten Sachsen.
Die größten Herausforderungen für den Wald und seine Unternehmen? „Das Wetter und das Klima“, sagt Christian. „Die Stürme und trockenen Sommer der vergangenen drei Jahre haben dazu geführt, dass wir zu 100 Prozent Schäden im Nadelholzbereich hatten. Alles vertrocknet oder durch Borkenkäfer verloren.“ Durch die großen Schadholzmengen und das großflächige Absterben habe man die Verjüngung des Waldes nicht umsetzen können wie geplant. So viele Kahlflächen gab es noch nie. Nun gelte es, diese neu zu bestocken. Eine Aufgabe für Generationen, die die Forstbetriebe in der Region vereint.
Gute Aussichten
Christian blickt trotz allem zuversichtlich in die Zukunft. Es gibt genug zu tun und die Branche in der Region ist im Wandel – allein aus demografischen Gründen. Die Altersstruktur in den Forstbetrieben sei oft hoch, der Personalmangel groß. Im Süden Sachsen-Anhalts ist der Forst- und Bildungsservice Schiffner der einzige Dienstleister seiner Art.
Unternehmer zu sein – das hat sich für Christian als ideale Aufgabe herausgestellt. „Es ist ja schon eine tolle Sache“, sagt der Gründer. „Ich bin direkt in der Region, in der ich sein möchte. Entscheidungen selbst treffen zu müssen, stellte sich für mich als das Beste überhaupt heraus.“
Veröffentlicht am 14. Februar 2022
Autorin: Anne Breitsprecher
Fotografin: Carolin Krekow