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Gastbeitrag von Innovationscoach Jonas Kühl
Design Thinking: Wege zur Geschäftsidee
Die Basis einer guten Geschäftsidee? Probleme! Schaffst du es, mit deinem Business Lösungen für konkrete menschliche Bedürfnisse zu bieten, sind die Erfolgsaussichten gut. Es gibt Methoden, mit denen du systematisch Lösungen entwickeln kannst. Gastautor und Innovationscoach Jonas Kühl von Gerlow + Kühl aus Leipzig stellt dir Design Thinking vor.
Um eines vorwegzunehmen: „Den richtigen“ und garantiert Erfolg versprechenden Ansatz gibt es nicht. Gute Geschäftsideen entstehen auf ganz unterschiedlichen Wegen. Der Geistesblitz unter der Dusche ist aber ganz sicher die große Ausnahme! Unabhängig vom Einsatzgebiet folgen moderne Ansätze zur Entwicklung von Geschäftsideen trotzdem meist einem ähnlichen Schema:
Erkenne ein menschliches Problem
Finde das dahinterliegende Bedürfnis heraus
Entwickle neue Lösungsansätze und setze sie um
Die Nutzerzentrierung, also die Lösung eines konkreten menschlichen Problems, sorgt für wirklich relevante Lösungen, anstatt „in den leeren Raum“ hinein zu entwickeln und am Ende Ideen zu verfolgen, für die es keinen Markt gibt.
So simpel der Prozess auf einer abstrakten Ebene scheint, so komplex und vielfältig sind die konkreten Ansätze und Methoden. Es gibt Methoden für den gesamten Prozess, Tools, die jeden Schritt in mehrere Teilschritte sezieren, und Techniken, die ausschließlich einen dieser Teilschritte betrachten. Zunächst aber ein Blick auf die Erkenntnisse von den Ideen-Entwicklungs-Profis.
Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis
Psycholog*innen und Verhaltensforscher*innen versuchen schon lange herauszufinden, wie Menschen komplexe Probleme lösen. Was unterscheidet dabei die Expert*innen von den weniger erfolgreichen oder erfahrenen Problemlöser*innen? Zwei Aspekte traten dabei besonders in den Vordergrund:
Erfahrene und erfolgreiche Problemlöser*innen verbringen viel mehr Zeit damit, ein Problem zu durchdringen und zu definieren, bevor sie Lösungen entwickeln.
Erfolgreiche Problemlöser*innen versuchen, die Tiefenstruktur von Problemen zu erkennen, während Laien ein Problem oft auf oberflächliche Merkmale reduzieren.
Gerade in der Wissenschaft können Herausforderungen zu Beginn der Entwicklung hochkomplex sein. Es lohnt sich daher, einmal mehr zu überprüfen, ob das Problem wirklich durchdrungen ist. Oder ob die Gefahr besteht, sich auf die erstbeste Lösung zu stürzen.
Eine Idee wird kaum erfolgreich sein, wenn ihr kein Bedürfnis zugrunde liegt oder sie kein Problem löst. Zu Beginn der Ideenentwicklung sollte also immer eine konkrete Herausforderung beziehungsweise, ein Problem definiert sein, anstatt auf Basis von Vermutungen „ins Blaue“ zu entwickeln. Ein Weg, um strukturiert einen Ideenentwicklungsprozess zu durchlaufen, ist Design Thinking: ein Ansatz zur Lösung komplexer Probleme.
Beispielhaft soll es in diesem Beitrag um einen dieser Prozesse gehen: Design Thinking.
Design Thinking
Die systematische Herangehensweise schafft Vertrauen in das eigene kreative Potenzial und bietet eine Anleitung, um komplexe Herausforderungen in Gestaltungsmöglichkeiten zu verwandeln, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben.
Design Thinking ist immer
am Menschen orientiert: Das Bedürfnis der Nutzer*innen steht im Fokus.
kollaborativ: Du arbeitest am besten in interdisziplinären Teams.
optimistisch: Du glaubst an eine gute Lösung der Probleme deiner Nutzer*innen.
experimentell: Du beschreitest neue Wege, testet frühzeitig und sammelst Feedback.
Der Prozess in 4 Phasen
Phase 1: Verstehen
In dieser Phase verschaffst du dir einen ersten Überblick über deine Herausforderung und den dahinterliegenden Problemraum.
Was sind deine ersten Assoziationen?
Mit wem solltest du dazu sprechen?
Welche Bedürfnisse könnten deine potenziellen Kund*innen haben?
Phase 2: Zuhören
Empathie ist die Grundlage des human-centered Designprozesses. Hier versuchst du herauszufinden, welche Probleme deine Kund*innen haben und was die dahinterliegenden Bedürfnisse sind. Das kannst du zum Beispiel durch:
qualitative Interviews (gute Gespräche)
teilnehmende Beobachtungen, Eintauchen in den Alltag von Nutzer*innen
Auswertung anderer Daten
Halbzeit: DEFINIEREN
Im Übergang vom Problem- zum Lösungsraum geht es um das Erkennen überzeugender Bedürfnisse und Einsichten sowie das Formulieren einer fokussierten, bedeutsamen und wegweisenden Herausforderung. Dieser Punkt ist entscheidend im Design-Thinking-Prozess, weil er das Problem explizit macht, das du mit deinen Anstrengungen zu lösen versuchst. Die an dieser Stelle oft nochmals neu formulierte Herausforderung funktioniert dann als Sprungbrett dafür, neue Lösungen zu finden.
Die Ideenentwicklung ist der Modus des Design-Thinking-Prozesses, in dem versucht wird, möglichst viele radikale Alternativen zu erdenken. Menge und Vielfalt der Ideen stehen hier im Vordergrund. Aus dem Inventar von Ideen entstehen später Prototypen, die mit Nutzer*innen getestet werden.
Methoden dafür sind zum Beispiel:
Brainstormings (in allen Varianten)
„Wie könnten wir“-Fragen
Alles, was euch einfällt, um kreativ zu werden.
Phase 4: Testen
Ideen testet ihr am besten mit einfachen Prototypen. Als Prototyp zählt dabei alles, was Ideen und Entdeckungen aus deinem Kopf in die (physische) Welt bringt: etwa eine Zeichnung, ein Modell, ein Dialog, ein Video, ein Flyer. Gute Prototypen sind erlebbar, interaktiv und nur so ausgereift, wie sie gerade sein müssen. Prototypen bedeutet „mit den Händen denken“. Indem du deinen Prototypen mit echten Nutzer*innen testest, erhältst du Feedback zu deinen Lösungen. So kannst du deine Idee verbessern und noch mehr über die Nutzer*innen lernen.
Du willst es ausprobieren?
Eine großartige Anleitung für eine Mini-Session Design Thinking findest du HIER. Eine große Sammlung von Materialien und Tools gibt es HIER (auf Englisch)
Veröffentlicht am 23. November 2021
Autor: Jonas Kühl
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