Bernburg. Leerstand ist in deutschen Innenstädten kein neues Phänomen. Seit Jahren gibt es vielerorts Rufe nach kreativen Nutzungskonzepten und einer Wiederbelebung der Zentren. In Bernburg gehört die ehemalige HO Gaststätte „Fortschritt“ zu den zahlreichen ungenutzten Objekten mit Potenzial. Helena Philipp, Esra Graul, Maik Pranzke und Lukas Petereit wollen die Location wieder zu einem Lieblingsort in der Stadt machen. Unter dem Motto „Raumwandeln“ haben sich die vier zusammengetan, um neue Cafébetreiber*innen für das einstige Lokal zu finden.
„Den Anstoß dazu gab die Bernburger Wohnstättengesellschaft“, sagt Lukas Petereit. „Sie stellten die Räumlichkeiten für sechs Monate mietfrei in Aussicht, wenn uns etwas Neues einfällt, um den Leerstand zu verhindern.“
Stadtentwicklung trifft Gründungsunterstützung
Lukas, der Gründer der Online-Marketing-Agentur Omazing ist, setzte sich mit Helena und Esra vom Coworking und Event Space Projektraum COI und Unternehmer Maik zusammen. Die drei Zugezogenen und Maik als einziger Ur-Bernburger eint schon lange der Wunsch, die Stadt nach vorne zu bringen. „Wir wollten auf jeden Fall zeigen, dass es eine gewisse junge Dynamik in Bernburg gibt“, sagt Lukas. „Daher sind wir auf die Idee gekommen, uns als Team aktiv abzubilden und zu sagen: Wir sind da, wir stärken Interessenten den Rücken, wir unterstützen den- oder diejenige, die sich meldet – und das ehrenamtlich.“
Um potenziellen Café-Betreiber*innen den Start zu erleichtern, hat das vierköpfige Team zusätzlich zur Mietersparnis weitere Vorteile bei Bernburger Unternehmen zusammengetragen. Von der Stadt gibt es die Freifläche im Außenbereich, von den örtlichen Stadtwerken einen Stromgutschein über 3000 Kilowattstunden. Die Agentur Omazing steuert eine Website bei und ein Steuerberater die kostenfreie Erstberatung. Eine gute Grundlage, ist Lukas überzeugt.
Sanierungsarbeiten im "Fortschritt"
Neben den wirtschaftlichen Benefits steht das Team Raumwandeln den Gründer*innen bei allen anderen Fragen zur Seite. „Wir wissen, wen man ansprechen muss, wenn man eine Veranstaltung plant, oder können konkrete Tipps für Kooperationen geben“, sagt der Kommunikationsexperte. Warum im „Fortschritt“ ein Café einziehen soll? „Vom Fit her passt es einfach perfekt in die Location.“ Innen 150 Quadratmeter undalles, was ein Café braucht– von der Abluftanlage bis zum Kühlraum – außen eine ebenso große Freifläche, eine Fleischerei, eine Sparkassen-Filiale und jede Menge Anwohner*innen. „Jetzt müssen wir nur noch jemanden finden, der sich auch traut“, sagt Lukas.
Einen festen Zeitplan gebe es nicht. Aktuell werden die Räumlichkeiten auch noch auf Vordermann gebracht. Im April 2022 sollen die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein. Ein Grund zu warten, ist der Bauplan jedoch nicht: „Wenn wir rechtzeitig noch jemanden finden, können die Personen natürlich auch im Innenbereich sehr viel mitgestalten“, so der Mit-Initiator. Um Interesse am „Fortschritt“ zu bekunden, braucht es nicht viel: Ideen ins Kontaktformular von raumwandeln-bernburg.de tippen und auf Senden klicken.
Text: Anne Breitsprecher
Bilder: Raumwandeln Bernburg