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Erster Startup-Talk in Sachsen-Anhalt zeigt: Es gibt Redebedarf!

v.l.: Björn Ningel (Startup-Verband), Jenny Müller (DIE FRISCHEMANUFAKTUR), Andreas Höfflin  (Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt), Daniel Worch (Univations)

In Halle (Saale) kam die Startupszene des Bundeslandes in einem neuen Veranstaltungsformat mit der Politik ins Gespräch.

Mal wieder rauskommen und in den direkten Austausch gehen - diesen Drang hatten die Teilnehmenden des ersten Startup-Talks am 28. April im Weinberg Campus Hub Coffee in Halle (Saale) alle gemeinsam. Vertreter*innen von Startups aus Sachsen-Anhalt und dem hiesigen Gründungsnetzwerk folgten der Einladung, miteinander und mit der Politik über ihre Bedürfnisse und Wünsche ins Gespräch zu kommen.  


Reden hilft

Hinter dem Event steht die Landesgruppe Sachsen-Anhalt des Startup-Verbands, die mit dem neuen Format die Fahne im Bundesland hissen will, wie Daniel Worch, Landessprecher des Verbands und Geschäftsführer der Univations GmbH, bei der Eröffnung sagte. Außerdem wolle man nach zwei Jahren mit Kontaktbeschränkungen auch Startups in die Szene einbinden, die sich erst während der Corona-Pandemie gegründet haben. „Durch Austausch lassen sich auch Fehler im Gründungsprozess vermeiden“, so Worch.

Eine Erfahrung, die Jenny Müller gemacht hat. Die Gründerin von DIE FRISCHEMANUFAKTUR und Co-Landessprecherin des Startup-Verbands Sachsen-Anhalt ist 2018 mit ihrem Unternehmen von München nach Halle (Saale) gezogen. „Ohne die Tipps von anderen Startups wäre ich heute insolvent“, sagte Müller. Ein weiteres Ziel des Startup-Talks: Themen sammeln, die in Sachsen-Anhalt für junge innovative Unternehmen echte Baustellen sind.

Dafür konnten die Gründer:innen bei einer Live-Umfrage per Smartphone ihre Gedanken zu verschiedenen Kategorien äußern. Zum Punkt Finanzierung und Förderung reichten die Kommentare beispielsweise von „schnelles Geld“ bis „komische Richtlinien“. Unter der Überschrift Verwaltung und Bürokratie bemängelten die Teilnehmenden Bearbeitungszeiten und umständliche Formalitäten.  


Top-Themen: Bürokratie und Richtlinien 

Im Fokus der anschließenden Diskussion standen dementsprechend bürokratische Hürden, Förderrichtlinien und -quoten. Der konstruktiven Kritik und den Ideen der Startups stellte sich an diesem Abend Andreas Höfflin, der im Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt die Abteilung Innovation, Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft leitet. Er konnte unter anderem konkrete Vorschläge für die neuen Richtlinien der Förderprogramme Digital Creativity und Digital Innovation mit nach Magdeburg nehmen, die gerade in seinem Team entstehen.

Zudem gab Höfflin Einblicke in einige Pläne des Wirtschaftsministeriums, die für Gründer*innen relevant sein dürften. So kündigte er an, dass Instrumente wie das Gründungsstipendium ego.-START oder das Qualifizierungsprogramm ego.-WISSEN fortgeführt werden.  

Gründungen von innovativen Unternehmen haben eine große Bedeutung für das Bundesland, das machte Höfflin deutlich: „Wir müssen in Sachsen-Anhalt aus uns selbst herauswachsen. Große strukturbestimmende Ansiedlungen sind eher die Ausnahme. Kleine Unternehmen, Unternehmensnachfolge und Startups sind dabei wesentliche Treiber von Entwicklung. Daher müssen wir im Gespräch sein und unsere Möglichkeit nutzen, diesen Unternehmen gute Start- und Wachstumsbedingungen zu bieten.“  

Sein Fazit des ersten Startup-Talks für Sachsen-Anhalt? „Ich bin positiv überrascht von der guten Art, wie an diesem Abend Themen angesprochen und auch Kritik formuliert wurde. Generell bin ich natürlich froh, nach den Beschränkungen der Pandemie auch mal wieder direkt in Kontakt mit Unternehmen kommen zu können“, sagte Andreas Höfflin.


Auftakt für mehr

Auch die Startup-Gründer:innen zogen eine gute Bilanz. „Nach Corona war es mal wieder schön, sich persönlich zu vernetzen“, sagte beispielsweise Alf Jahn, Co-Founder der Auto-App Carlotta. „Ich finde es gut, wenn man die Möglichkeit hat, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Es zeigt sich immer wieder: Es braucht eine Lobby und den Raum. Auf kollegialer Basis Intros zu Entscheidern und VCs zu bekommen, gibt es noch zu wenig im Land.“

Auch Björn-Christian Ningel von der Bundesgeschäftsstelle des Startup-Verbands zeigte sich begeistert. Er war zum ersten Mal in Sachsen-Anhalt. „Ich bin überzeugt, hier schlummert noch viel Potenzial und es ist für uns wichtig, nicht nur die Interessen aus einer Berliner Bubble zu vertreten“, so Ningel. Einen Verbesserungsvorschlag brachte Daniel Krüger vom Startup SenCircle ein. „Die Veranstaltung war ein guter Auftakt. Schade ist nur, dass es am Ende keine Verschriftlichung der Forderungen an die Politik gab, um an den Themen dranzubleiben.“  

Hausaufgaben, die Jenny Müller gerne von der Premiere des Startup-Talks mitgenommen hat. „Ich bin mega zufrieden mit der Veranstaltung“, sagt die Mit-Initiatorin. „Das Vernetzten der Startups untereinander und mit der Politik ging auf. Es gab viele gute Vorschläge, die sich auch ganz leicht umsetzen lassen, um die Startups in Sachsen-Anhalt sichtbarer zu machen. Das wird direkt in unsere Verbandsarbeit einfließen.“ Der nächste Startup-Talk soll im September stattfinden.  


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