Ausgewähltes von der Burg
„Zu uns kommen nicht nur Kunstkenner“, sagt Constanze Hosp. „Hier findet jeder etwas, weil es neben hochpreisigen Stücken auch viele günstige Sachen gibt.“ Bis zu 60 ausgewählte Künstler*innen aus Halle und Umgebung präsentieren und verkaufen ihre Produkte im Feingemacht. Viele von ihnen haben wie Constanze und Nadine an der Burg Giebichenstein in Halle studiert. Ein Qualitätsmerkmal, das ankommt.
„Es gibt wirklich viele Leute, die sich freuen, dass man hier Sachen von der Burg sieht“, sagt Constanze. „Die Leute sind schon stolz auf ihre Kunsthochschule.“ Die 37-jährige Gründerin studierte Industriedesign an der Burg und fertigt Schmuck im eigenen Atelier. Nadine hat ihren Abschluss als Glaskeramikerin gemacht. Auch wenn die beiden Künstlerinnen durch das Geschäft nur noch selten in der Werkstatt und häufiger hinter dem Tresen stehen, gibt es ihre Produkte natürlich auch im eigenen Laden.
Veränderung als Konzept
Seit das Feingemacht 2018 eröffnet hat, wechseln die Ausstellungen regelmäßig. Jedes Mal gibt es eine Ankündigung und eine Vernissage. Das gehört zum Konzept. „Wichtig ist, dass die Leute mitbekommen: Da ist es etwas Neues, da schaue ich mal wieder rein“, sagt Constanze. Im Zentrum der Veränderung steht immer auch die große „Mischwand“ neben dem Kaffee- und Kuchentresen. Die ist schon durch das Schaufenster gut zu sehen und vereint Werke aller Ausstellenden. Darüber hinaus bekommen jeder Künstler und jede Künstlerin eine Verkaufsfläche, die er oder sie frei gestalten kann.
Langweilig wird es im Kunst- und Design-Shop nie. Das war von Anfang an das erklärte Ziel der beiden Gründerinnen. Bevor es die feste Adresse gab, wanderte der Laden als Pop-up-Store durch die Stadt. 2016 ging es los. Kurz vor Weihnachten mieteten sich Constanze und Nadine für einen begrenzten Zeitraum in verschiedene leer stehende Geschäfte ein und verkauften ihre und die Produkte anderer Künstler*innen.
Vom Pop-up-Store zur festen Adresse
Ein neuer Vertriebsweg, den die Kreativen der Stadt annahmen. Jahr für Jahr stieg das Interesse. „Man ist als Künstler und Künstlerin natürlich auf seine kreative Arbeit fokussiert. Und Marketing und Verkaufen liegt den meisten nicht so besonders“, sagt Constanze. Auf Kunsthandwerkermärkte, die stark witterungsabhängig sind, hatten die Freundinnen keine Lust mehr. Sie wollten für sich und andere Künstler*innen eine neue Plattform schaffen. So ist die Idee zum gemeinsamen Laden entstanden. „Wir haben es dann einfach gemacht“, erzählt Constanze. „Wir haben ein bisschen gebrainstormt und entstanden ist: Feingemacht. Das war auch schon der Titel der ersten Ausstellung und dabei sind wir geblieben.“
Einen langfristigen Plan hatten Constanze und Nadine dabei nicht. „Wir waren immer spontan und haben darauf reagiert, wie es läuft“, sagt Constanze. Das Feingemacht etablierte sich beim Hallenser Publikum. Immer mehr Künstler*innen wollten dabei sein. Als die beiden Frauen zunehmend davon genervt waren, nicht zu wissen, wo sie das nächste Mal ausstellen können, entstand die Idee zur festen Adresse.
"Wenn man manche Dinge im Vorfeld wüsste, dann hätte man eventuell Hemmungen sie anzugehen." — Constanze Hosp