Definition: Was ist eigentlich ein Startup?
Vielfach wird der Begriff Startup für jede Art von Unternehmensgründung verwendet, die irgendwie frisch und modern erscheint. Wenn du jedoch in deiner Stadt einen Friseursalon eröffnest, kann er noch so hip sein: ein Startup ist er nicht. Von einem Startup spricht man, wenn ein Unternehmen mit einer neuartigen Geschäftsidee und hohem Wachstumspotenzial gegründet wird. Abseits dieser Definition stehen Startups aber auch für ein bestimmtes, „disruptives“ Selbstverständnis: Sie stellen gewohnte Abläufe infrage und probieren Neues aus. Dabei beweisen sie ein feines Näschen für Trends und dafür, was die Menschen wollen und brauchen.
„Einfach machen und aus Fehlern lernen“ – das ist die Devise, dank der Startups schneller als die Konkurrenz neue Entwicklungen aufgreifen und in innovative Produkte umsetzen. Die Startup-Kultur ist daher gekennzeichnet durch Offenheit, Lernwillen und die Bereitschaft, jede Überzeugung infrage zu stellen. Ein Kickertisch im Flur macht noch kein Startup aus. Flache Hierarchien, kurze Entscheidungsabläufe, Vertrauen in die Fähigkeiten jedes einzelnen Team-Mitglieds und eine unverkrampfte Atmosphäre hingegen schon.
Schritte zum Erfolg
Du findest dich in diesem Mindset wieder und kannst es kaum erwarten, dein eigenes Startup zu gründen? Dann solltest du dich gleich auf den Weg machen. Diese Schritte liegen vor dir:
1. Geschäftsidee
Mit einer Geschäftsidee fängt alles an. Anders als viele meinen, fällt sie jedoch fast nie vom Himmel, sondern ist das Ergebnis intensiver Arbeit. Die meisten Startup-Gründer*innen sind schon länger in einer Branche tätig oder beschäftigen sich mit einem bestimmten Thema, bevor sie eine Geschäftsidee formulieren, die für eine Existenzgründung taugt. Wenn du noch keine Idee hast, solltest du mit offenen Augen durch die Welt gehen und nach Problemen Ausschau halten, die nicht oder nur ungenügend gelöst sind. Sobald du eine passende Idee hast, solltest du dich fragen, ob es so etwas schon gibt und falls ja, was du anders machen könntest. Wie ließe sich deine Geschäftsidee auf eine neue und zündende Art umsetzen? Und zwar so, dass die Bedürfnisse der Menschen noch besser erfüllt werden als bisher?
2. Geschäftsmodell
Mit Fragen wie diesen leitest du bereits die Arbeit an deinem Geschäftsmodell ein. Ein Geschäftsmodell ist die grobe Darstellung der Funktionsweise eines Unternehmens: Was bietet es an? Wie kommt das Angebot zur Kundschaft? Und womit macht es Gewinne?
Das Geschäftsmodell eines Startups muss innovativ und skalierbar sein – sonst wäre es kein Startup. Skalierbar heißt, dass sich die Umsätze steigern lassen, ohne dass finanzieller und personeller Aufwand im gleichen Maße mitwachsen. Innovationen sind auf allen Ebenen des Geschäftsmodells möglich. Das Erfolgsrezept ist, die einzelnen Bausteine so zu gestalten, dass sie alle zusammen perfekt auf die Bedürfnisse der Kundschaft zugeschnitten sind.
3. Proof of Concept
Sofern du Marktpotenzial für deine Idee erkennst und ein erstes Geschäftsmodell daraus erstellt hast, ist es Zeit zu testen, ob es wirklich funktioniert. Finde mit möglichst wenig Aufwand heraus, ob deine Lösung Anklang findet. Diesen Schritt nennen Gründungsfachleute den Proof of Concept (PoC). Er bewahrt dich davor, viel Zeit und Geld in ein Produkt zu stecken, das zum Ladenhüter wird, nur weil du nicht verstanden hast, was deine Kundschaft will. Das ist umso wichtiger, je innovativer deine Geschäftsidee ist.
Wie der Proof of Concept für dein Startup aussehen kann, hängt von deinem Geschäftsmodell ab. Manchmal genügt schon eine einfache Website, um die Nachfrage zu testen. Die Erkenntnisse, die du aus deinem Proof of Concept gewinnst, helfen dir, dein Geschäftsmodell zu verfeinern. Dann ist es Zeit für den nächsten Schritt:
4. Businessplan
Um gut vorbereitet an den Markt zu gehen, brauchst du zusätzlich zu deinem Geschäftsmodell einen Businessplan. Darin beschreibst du im Detail, was du wo vorhast, was das Besondere an deiner Idee ist und warum du der/die Richtige bist, sie umzusetzen. Im Finanzplan zeigst du, wie sich die Einnahmen, die Ausgaben und der Kapitalbedarf in den ersten drei bis fünf Jahren nach der Gründung entwickeln und wo das Kapital herkommen soll, das du für dein Vorhaben brauchst. Der Businessplan ist nicht nur für Investierende von Interesse. Er kann auch vor allem dir selbst als Orientierungshilfe dienen und lässt dich die Risiken und Chancen deines Startups vernünftig einschätzen.
5. Pitch
Ist deine Planung weitgehend abgeschlossen, geht es daran, das Geld einzusammeln, das du für den Start brauchst. Um Investierende und andere Supporter auf deine Seite zu ziehen, solltest du einen messerscharfen Pitch vorbereiten. Dabei handelt es sich um eine kurze, möglichst mitreißende Präsentation deiner Geschäftsidee und ihrer Erfolgsaussichten. Die Kunst ist, in wenigen Minuten das Interesse deiner Zuhörerschaft für dein Startup zu wecken. Beschreibe kurz und bündig, wer du bist, was du vorhast, was das Besondere daran ist, wie groß der Markt ist und wie viel Kapital du brauchst.
Erfolgsfaktoren: Was macht ein Startup profitabel?
Jeder kennt die berühmten Erfolgsgeschichten der großen Startups, die scheinbar aus dem Nichts ganze Branchen umgekrempelt und ein schier unglaubliches Wachstum hingelegt haben. Und viele fragen sich: Wie haben die das nur geschafft? Was ist das Geheimnis ihres Erfolges? Um es vorwegzunehmen: Ein allgemeingültiges Erfolgsrezept für Startups gibt es nicht. Es gehört immer ein großes Quäntchen Glück und das richtige Timing dazu, um den großen Coup zu landen. Dennoch lassen sich bestimmte Muster ableiten, von denen Startup-Gründer*innen lernen können.
- Zunächst reagieren super-erfolgreiche Startups mit ihrem Angebot fast immer auf einen konkreten, nachweisbaren Bedarf. Wenn du in deinem Alltag auf ein Ärgernis stößt und dir eine bestechende Lösung in den Sinn kommt, bist du schon mal auf einem guten Weg.
- Zweitens sollte die Lösung innovativ sein. Das ist heute für den wirtschaftlichen Erfolg wichtiger denn je. Allerdings ist nicht zwingend eine innovative Technologie erforderlich. Auch eine völlig neue Art des Vertriebs oder ein neues und äußerst bequemes Bezahlsystem können den Unterschied machen.
- Der dritte Erfolgsfaktor der Top-Startups ist: Sie tüfteln nicht im Stillen vor sich hin, bis ihr Angebot ausgereift ist, sondern suchen früh den permanenten Austausch mit ihrer Zielgruppe. Ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Menschen ist das A und O – natürlich nicht nur bei Startups, aber da besonders.
- Daraus folgt, dass du stets lernfähig und flexibel bleiben musst. Wichtiger als die Lösung ist das Problem, das du zu lösen versprichst. Wenn deine erste Idee nicht funktioniert, verabschiede dich von ihr und suche nach einer neuen Lösung.
- Große Unsicherheit ist typisch für Startups. Deshalb kommt es darauf an, das Risiko so klein wie möglich zu halten. „Einfach machen“ bedeutet nicht, blindlings vorzupreschen und alles auf eine Karte zu setzen. Im Gegenteil: Erfolgreiche Startups riskieren nur so viel, wie sie sich leisten können. Und sie gehen den jeweils nächsten Schritt immer nur dann, wenn sie sicher sind, dass die Richtung stimmt.
Die Entwicklungs- und Finanzierungsphasen eines Startups
Alle Startups durchlaufen dieselben Entwicklungsphasen, die jeweils durch besondere Aufgaben und Risiken gekennzeichnet sind. Auch der Finanzierungsbedarf bzw. die zur Verfügung stehenden Finanzierungswege ändern sich von Phase zu Phase. Es hilft, den typischen Entwicklungsverlauf eines Startups zu kennen, weil du dich dann besser auf die sich ändernden Anforderungen vorbereiten und die Finanzierung für dein Unternehmen effektiver planen kannst.
1. Seed-Phase
Die Seed-Phase umfasst die Planung und Vorbereitung deiner Gründung. Es ist die Zeit, in der du den Samen (englisch: seed) für dein Startup-Pflänzchen in den Boden setzt. Wichtige Meilensteine in dieser Phase sind die Geschäftsidee, das Geschäftsmodell, der Businessplan, aber auch schon die Produktentwicklung inkl. Proof of Concept. Die meisten Startups finanzieren die Ausgaben, die in der Seed-Phase im Vergleich zu späteren noch recht überschaubar sind, aus eigenen Ersparnissen oder aus Darlehen von Freunden und Familie.
Sollte der Kapitalbedarf auch jetzt schon so hoch sein, dass „echtes“ Fremdkapital zugeschossen werden muss, brauchst du damit bei deiner Bank gar nicht erst anzufragen. Das Risiko ist in dieser Frühphase zu hoch, als dass Banken und Sparkassen ihr Geld bereitwillig zur Verfügung stellten. Stattdessen solltest du dich nach einem Business Angel umschauen, der bereit ist, so früh in dich und deine Idee zu investieren. Alternativ kannst du auch eine Crowdfunding- oder Crowdinvestingkampagne aufziehen. Der Vorteil: Gelingt es dir, die Crowd (deutsch: Masse) davon zu überzeugen, dich zu unterstützen, hättest du gleichzeitig einen Proof of Concept in der Hand, den du in der nächsten Finanzierungsrunde gegenüber den Investierenden ins Feld führen könntest.
2. Startup-Phase
Die Startup-Phase beginnt mit der eigentlichen Gründung, sprich mit der Anmeldung deines Unternehmens beim zuständigen Gewerbeamt. Deine Aufgaben heißen jetzt: ein marktreifes Produkt präsentieren, den Markteintritt organisieren, das Vertriebsnetz aufbauen und das Marketing anschieben. Die größte Herausforderung in dieser Phase besteht darin, dass nicht nur die Anfangsinvestitionen gestemmt werden müssen, sondern auch laufende Kosten entstehen (für Miete, Strom, Versicherungen, Personal und deine privaten Lebenshaltungskosten), die Umsätze aber nur langsam steigen. Die Sicherung deiner Zahlungsfähigkeit hat jetzt oberste Priorität!
Die Finanzierung in dieser Phase erfolgt bei vielen Startups über Eigenmittel, ergänzt durch Beteiligungskapital von Venture-Capital-Gesellschaften. Eine wichtige Rolle spielen außerdem öffentliche Förderprogramme, die von den Landesbanken oder der KfW-Bank zur Verfügung gestellt werden, um Startups in Deutschland zu fördern. Sie sind häufig an klassische Bankkredite gekoppelt, die du in der Startup-Phase als weiteren Baustein der Finanzierung in Erwägung ziehen solltest.
3. Aufbauphase
Sind die Geschäfte deines Startups irgendwann angelaufen, hat es die sogenannte Aufbauphase erreicht. Nach der turbulenten Anfangszeit stellt sich so etwas wie Routine ein: Die Abläufe im Unternehmen werden optimiert und die gesamte Organisation professionalisiert. Häufig werden jetzt erste Mitarbeiter*innen eingestellt, um das Gründungsteam zu entlasten.
Die Aufbauphase ist - nicht immer, aber oft - dadurch gekennzeichnet, dass ein Startup seinen Break-even (Übergang zur Gewinnzone) erreicht, sodass zumindest ein Teil des Finanzbedarfs für den Betriebsaufbau aus den Einnahmen gedeckt werden kann. Es ist aber ebenso gut möglich, dass dein Unternehmen die Gewinnschwelle erst in der nächsten Phase überschreitet. Aber auch in diesem Fall ist die Finanzierungsbereitschaft von Investierenden und Banken in der Aufbauphase höher, einfach, weil deine Erfolgsaussichten besser absehbar sind als in der Seed- und der Startup-Phase.
4. Wachstumsphase
Sobald sich dein Startup am Markt etabliert hat, steht die erste große Expansionsphase an. Die Produkte werden weiterentwickelt, neue Zielgruppen angesprochen und das Vertriebssystem erweitert. Das alles kostet sehr viel Geld, weshalb der Kapitalbedarf für die Wachstumsphase deutlich höher ist als in den vorangegangenen Phasen. Dafür ist das Risiko nicht mehr so hoch, denn dein Startup hat ja bereits bewiesen, dass sein Geschäftsmodell marktfähig ist.
In dieser Phase entscheidet die Finanzierung maßgeblich darüber, ob sich dein Startup dauerhaft gegen die Konkurrenz durchsetzen und seine Vorreiterrolle am Markt behaupten kann. Deshalb kann es je nach Unternehmensgröße und -zielen durchaus sinnvoll sein, über einen Börsengang nachzudenken. Erscheint dir das ein paar Nummern zu groß, kannst du weiterhin auf Beteiligungskapital, Kredite und Förderprogramme setzen, um deine Ziele zu erreichen.
5. Reifephase
Wenn es dein Startup bis zur fünften Phase geschafft hat, darfst du dir kräftig auf die Schulter klopfen. Ab jetzt kann es als etabliertes Unternehmen gelten und lässt den Startup-Status offiziell hinter sich. In der Reifephase schwächt sich das Wachstum meist auf ein „normales“ Maß ab, die Gewinne stabilisieren sich. Anstehende Investitionen können aus den erwirtschafteten Einnahmen finanziert werden, aber auch Kredite und Gelder der Investierenden kommen für die Finanzierung infrage.
In der Reifephase kommt es darauf an, das Startup-Denken der Anfangszeit zu bewahren, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Erinnere dich: Innovationen entstehen dadurch, dass gewohnte Abläufe radikal hinterfragt werden. Eine enge Kopplung an die Kundschaft und ihre Bedürfnisse ist der beste Schutz vor teuren Irrwegen und Fehlinvestitionen.
Fazit
Ein Startup zu gründen ist eine spannende und herausfordernde Aufgabe, die richtig Spaß machen kann. Eine coole Geschäftsidee, solide Planung und der typische Startup-Spirit sind die besten Voraussetzungen, um mit deinem Startup erfolgreich zu sein und unsere Welt ein bisschen besser zu machen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei ein gut funktionierendes Team.